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Der Smart begeistert die Alten - Frankfurter Rundschau

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Genau aus den im Artikel beschriebenen Beweggründen habe ich mir den Smart zugelegt.

Smarte Grüße ULI :classic_wink:

80 statt 18: Der smart begeistert die Alten

(Frankfurter Rundschau vom 08.01.2000)

Die Marketingstrategen von MCC haben die Zielgruppe verfehlt

"Der hat was am Sträußchen' - werden meine Freunde wohl sagen." Doch davon lässt sich Willi Loos, begeisterter Auto-Fan aus Frankfurt-Enkheim, nicht beirren. Nach ausgiebiger Testfahrt hat sich der 74 Jahre alte Rentner, dem gerade ein Bein amputiert wurde, einen smart bestellt. Er hält den Kleinstwagen aus dem Hause MCC für seine kurzen Fahrten zum Einkauf oder in die Gastwirtschaft "wie gemacht": bequemer Ein- und Ausstieg, viel Bewegungsfreiheit für Fahrer und einen Mitfahrer, weniger Parkplatzprobleme und eine Halbautomatik, die ohne Kupplungspedal auskommt.

Wie bei Willi Loos, der für längere Fahrten außerdem noch eine große BMW-Limousine und einen Jeep in seiner Garage stehen hat, mausert sich der kleine City-Hopper zum Zweitwagen für gut Situierte und besser Verdienende mit bewusstem Mobilitätsanspruch. Das neue Fahrzeugkonzept hat damit seine kleine aber feine Käuferschaft gefunden, die nicht nur ein gewisses Understatement pflegt sondern auch Durchhaltevermögen angesichts einiger Kinderkrankheiten des Kurzen beweist.

An Leute wie Willi Loos haben die Marketing-Experten von MCC vor rund eineinhalb Jahren sicher nicht gedacht, als sie die groß angelegte Werbekampagne für den smart starteten. Als mobiles Lifestyle-Objekt für 18- bis 19-Jährige war das neue Micro-Auto gedacht, mit dem die DaimlerChrysler-Tochter den Zeitgeist der Rapper-Generation aus der digitalen Medienwelt treffen wollte. Hat sie aber nicht. Monika Weber, Geschäftsführerin des Frankfurter smart-Centers in der Hanauer Landstraße erklärt sich das so: "Erstens sind Neuwagen für junge Leute meist zu kostspielig und zweitens zählen in diesem Alter wohl mehr die Pferdestärken und Spoiler als die Idee eines neuen Mobilitätskonzeptes." Andere potenzielle Zielgruppen fühlten sich vor einem Jahr - abgesehen von der Verunsicherung durch Berichte über "Umfaller" bei den so genannten Elchtests - durch die smart-Werbung kaum angesprochen. "Der Slogan 'smart - reduce to the max' oder Memmory-Karten, die Chili-Schoten oder das Ei des Kolumbus zeigten, waren zu arrogant und abgehoben und trugen nicht zum Verständnis des neuen Fahrzeugkonzeptes von MCC bei", sagt Monika Weber aus der Erfahrung des vergangenen Jahres heraus.

Bereits 15 Monate nach Markteinführung des smart zeichnen die ersten Ergebnisse einer Käuferbefragung durch den Hersteller ein anderes Bild von der Kundenstruktur auf als ursprünglich erwartet. Statt Statussymbol für anspruchsvolle girls und guys der neuen Mediengeneration ist das Micro-Auto zu 80 Prozent ein Zweitwagen für "Dinks" (Doppelverdiener ohne Kinder), Trendsetter und Individualisten. Gut Situierte, aufgeschlossene Männer (und nur rund 30 Prozent Frauen) zwischen 37 und 38 Jahren bilden das Gros der Privatkundschaft, die rund zwei Drittel der insgesamt 80 000 smart-Käufe in Europa getätigt haben. Aber auch die 50- bis 70-jährigen Autofahrer finden Gefallen an dem kleinen, handlichen Mini. Monika Weber schätzt ihren Anteil unter den Privatfahrern immerhin auf rund 15 Prozent.

Neben den Privatkäufen gingen 1999 mehr als 19 000 Fahrzeuge an gewerbliche Kunden, die den smart als Werbeträger oder im Flottengeschäft einsetzen, sowie weitere 8500 Wagen an Werksangehörige, berichtet Florian Moser, Leiter Presse der MCC smart GmbH. Allein der Autovermieter Avis, exklusiver Vertragspartner von MCC, zählt 2000 smart in seiner Europa-Flotte. "Viele möchten den Wagen ausprobieren, Bahn- und Flugreisende steigen für den kurzen Stadtaufenthalt gerne auf den smart um", gibt sich Ralph Steffen, Pressesprecher von Avis, zufrieden.

"Man muss ihn fahren, um zu erkennen, was man an ihm hat", sagen eingefleischte smart-Fans. Der Gruß unter "Gleichgesinnten" bei Begegnungen im Straßenverkehr ist so beliebt wie einst bei den Fahrern eines Citroën 2 CV (besser bekannt als "Ente"). Der Aufmerksamkeitsgrad bei anderen Verkehrsteilnehmern ist hoch, die Akzeptanz in der Stadt sehr gut. Gerade ältere Fahrer und Fahrerinnen wie zum Beispiel Elfriede Lindenlaub schätzen das leichte Handling des Wagens im dichten City-Verkehr. Die 62-jährige Frankfurterin fühlt sich zudem in ihrem neuen smart, den sie anfangs "ganz schön hässlich fand", so sicher wie in ihrem alten Opel Ascona. Der wird jetzt vom Sohn bewegt. Dass sie ihre drei Rommee-Damen nicht mehr zu einer gemeinsamen Ausfahrt einladen kann, schmerzt sie schon etwas. "Doch für mich langt das 'halbe Auto' allemal", sagt Frau Lindenlaub. Allerdings bemängelt sie die schlechte Sicht durch die hinteren Fenster und das "Ruckeln" beim Schalten - besonders beim Beschleunigen aus niedrigem Tempo heraus, wenn der Wagen "nicht in die Gänge kommt".

Das dürfte nicht zuletzt auch zu der fehlenden Akzeptanz des 2,50 Meter kurzen Vehikels auf Autobahnen führen, die eine andere smart-Besitzerin - von Anfang an als Kundin dabei - so beschreibt: "Selbst VW Polos bremsen mich frech und aggressiv aus. Beim Einfädeln auf die Autobahn ignoriert man mich einfach." Zwar habe sie schon über einen Weiterverkauf nachgedacht, doch gäbe es noch keine Listenpreise. Und bei einem Privatverkauf fürchtet sie einen zu hohen Wertverlust. Außerdem findet sie nach wie vor das Fahrzeugkonzept gut. Deshalb, so scheint es, wird die Berufspendlerin aus Frankfurt die Kinderkrankheiten ihres smart wohl bis auf weiteres durchhalten.

Die häufigen Rückruf-Aktionen - jüngst mussten alle smart wegen eines möglichen Defekts an der Spurstange zurück in die Werkstätten - verunsichern und verärgern die smart-Eigner. Zwar sind sie mit dem Service zufrieden, doch stören sie sich an den oftmals recht langen Anfahrtswegen zu ihrer Werkstatt.

Derzeit stehen 32 smart-Center mit den charakteristischen Auto-Türmen aus Glas in Deutschland, insgesamt 106 sind es in Europa. In diesem Jahr soll das deutsche Filialnetz auf rund 80 Häuser wachsen, versichert Florian Moser von MCC. Dann dürfen erstmals auch Mercedes-Händler den smart verkaufen, sofern die Schauräume der beiden Marken strikt voneinander getrennt sind. Für die Wartung und Reparatur des Stadt-Flohs benötigen die Mercedes-Händler allerdings spezielle Werkzeuge und eigens geschulte Kfz-Mechaniker.

So weit denkt Willi Loos aber längst noch nicht. Er wartet auf sein neues Gefährt, dessen Entwicklung er von Anfang an in den einschlägigen Zeitschriften der Motorpresse mit verfolgt hat. Und dabei wundert er sich, dass bislang niemand darauf hingewiesen hat, wie altersgerecht dieses Auto doch ist.

 

 

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Oh je: da bin ich ja mitten in der unerwarteten Zielgruppe - 52 Jahre :classic_wink:

Der smart ist - nach bisherigem Verständnis - in unserer großen Familie der Zweitwagen. Da er aber immer genutzt wird, sobald es die Personenzahl zulässt, lastet auf ihm die höhere Kilometerleistung. So ist er eigentlich der Erstwagen - smart fahren macht eben einfach mehr Spass!

Gruß, Roland

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